Die Sache mit….dem Traurigsein

Es gibt Dinge, über die wird nicht oft gesprochen. Traurigkeit gehört dazu. Facebook und Co. suggerieren uns ein ständiges, allgegenwärtiges Leben der Superlative. Wir posten schöne Urlaubsbilder, Partyfotos und Selfies, die wir erst einmal zehn Minuten bearbeitet haben und lassen alle wissen, wie toll und klasse unser Leben doch ist.

Nun – wenn ich gerade auf Facebook etc. unterwegs bin – werde ich melancholisch. Ich habe das Gefühl, alle anderen schaffen etwas, das ich manchmal einfach nicht hinkriege. Glücklich sein, schöne Dinge unternehmen, dieses gewissen Strahlen in den Augen haben. Ich sitze da und bin traurig. Frage mich, warum ich es bei manchen Menschen so schlecht schaffe, den Kontakt zu halten. Ob ich mich verändert habe oder die anderen. Warum ich verdammt nochmal so viel zweifle wenn eigentlich alles in Ordnung ist. Ich habe einen guten Job, eine tolle Familie, ein Sozialleben. Und doch niste ich mich manchmal ein in diesem dunklen Loch , in dem mir alle anderen ganz weit weg erscheinen und es niemandem so zu gehen scheint wie mir. Die „neuen Medien“ haben unser Leben entscheidend und zumeist positiv verändert, aber sie eigenen sich irgendwie nicht, wirklich lange und ernst mit einem Menschen zu kommunizieren. Whatsapp und Konsorten sind prädestiniert für kurze Gespräche, für ein „Wo und wann treffen wir uns“ und nicht für ein „Ich bin traurig und komme grade irgendwie mit allem nicht so zurecht“. Wenn uns jemand fragt, wie es uns geht antworten wir „Alles super“ oder „Läuft“. Bin ich die einzige, der es manchmal so geht oder haben wir einfach verlernt, mit diesen Dingen umzugehen? Früher konnte meine beste Freundin schon am Tonfall meines „Hallos“ am Telefon erkennen, wie es mir geht. Heute telefonieren wir kaum noch, schreiben geht schneller. Und doch geht so vieles dabei verloren.

Mir fehlen die Kontakte. Diese wirklich langen Gespräche, in denen es um die Dinge geht, die wichtig sind. Für dich, für den anderen. Um die Dinge unter der Oberfläche. Um die Emotionen, die man sich selbst ungerne eingesteht, aber die unendlich leichter werden, wenn man sie mit anderen teilen kann. Neid, Traurigkeit, Zweifel, diese Suche im Leben nach dem großen Glück, dass bei allen anderen schon zu Besuch gewesen zu sein scheint.

Vielleicht auch nur, um zu erfahren, dass es den anderen auch manchmal so geht.

Vielleicht reicht das schon.

5 Gedanken zu “Die Sache mit….dem Traurigsein

  1. Hast du das Buch „Das Glück kommt selten alleine“ von Dr. Eckart von Hischhausen gelesen? (Sehr interessant und empfehlenswert ;)) Jedenfalls beschreibt er auch das Phänomen der heutigen Fotogesellschaft und wie man sich dank Social Media und den schnellem Foto knipsen, löschen und bearbeiten ein ganz verzehrtes, veredeltes und vorallem ein unrealistisches Weltbild keeirt. Man gaukelt sich und anderen ein glückliches Leben vor. Doch das macht alles andere als glücklich, sondern eher unzufrieden und neidisch (in Studien zu diesem Thema spricht man von der „Neidspirale“). Aber wer will sich schon weinenend und mit Maskara verschmierten roten Augen auf seiner so feinsäuberlich gepflegten Fb-Timeline sehen, wenn es dazu nicht gerade einen neuen heissen Schlitten oder ein Hundewelpen, sondern nur die reine Traurigkeit als Auslöser gibt…dabei gehört auch das zu unserem Leben dazu, denn nur mit traurigen Momenten kann man doch erst die glücklichen davon unterscheiden und richtig genießen ;)!
    (Ach und P.S. das mit dem telefonieren, dass kann man wieder erlernen und trainieren 😉 wahre Quasselstrippen merken schnell, dass das Telefoniergefühl viel besser ist und wenn die Zeit mal nicht reicht probiers mit Sprachnachrichten – nicht ganz dasselbe, aber besser als das unpersönliche tippen!)
    Fühl dich gedrückt! Und ja anderen geht es auch so 😉

    Like

  2. Facebook und Co, faszinierend und modern. ich gehöre der früheren Generation an. Sicher benutze ich heute auch Facebook um schnell mal ein wie du bereits schreibst Urlaubsfoto hochzuladen. Ich rege mich auf über Diskussionen, welche sehr oft unter die Gürtellinie gehen. Ja ich vermisse auch die Ehrlichkeit der Menschen und wenn ich versuche Jemanden am Telefon zu erreichen, geht nur der Anrufbeantworter hin. Zurückrufen dauert zu lange, da kommt dann eine Whats App Nachricht. Geht ja auch viel schneller. Du triffst es auf den Punkt. Traurigsein ist nicht gefragt, das kann man gar nicht schreiben sondern nur fühlen. Am Computer und am Handy sieht man die Tränen nicht. Fühl Dich einfach mal gedrückt.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar